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8. Karl Iv. (1347—1373).
Immer mehr und mehr beschränkte sich der deutsche König auf sein Land, er begnügte sich damit, der erste der Fürsten zu sein, und so erhielt die königliche Gewalt eine andere Bedeutung. Als Karl Iv. sich in dem sicheren Besitze der königlichen Krone wußte, machte er Prag zu seiner Residenz und widmete seinem Erbe Böhmen die größte Fürsorge.
In der That trat Böhmen unter feiner Obhut in die Reihe der kultivierten Staaten ein. Handel und Gewerbe, Wissenschaft und Kunst blühten auf, Handwerker, Künstler und Gelehrte zogen herbei, um an dem Aufschwünge des königlichen Stammlandes teilzunehmen. Prag wurde die Stadt der Paläste; mit Stolz zeigte Karl seinen Gästen von den Fenstern seines Schlosses aus die neuen Straßen, die seine Schöpfung waren. Im Jahre 1348 gründete er hier auch eine Universität.
Während König Karl rastlos thätig an der Hebung feines Stammlandes arbeitete, wurde das Reich durch schweres Unglück und durch das rasende Beginnen fanatischer Menschen erschüttert. Von dem Süd-abhange des Himalaya her rückte eine schreckliche Krankheit, der Schwarze Tod, Europa immer näher, verbreitete sich über die Mittelmeerländer, überschritt das Meer und bedrohte von Italien und Südfrankreich ans auch Deutschland. Der „Schwarze Tod" war eine Beulenpest mit Lungenentzündung verbunden. Die Leichen der daran Verstorbenen färbten sich bald schwarz, daher der Name. Als diese Seuche im Anzuge war, herrschte in allen deutschen Ländern eine schreckliche Angst, die zu leidenschaftlichen Handlungen führte. In den Städten wüteten die Judenverfolgungen. Die Juden, denen alle Gewerbe außer dem Kleinhandel und dem Verborgen von Geld für Zins verschlossen waren, hatten durch Wucher große Reichtümer angehäuft, und viele Leute, Hohe und Niedere, Adlige und Bürgerliche, waren von ihnen abhängig. Sie wohnten von der übrigen Bürgerschaft getrennt in einem besonderen Teile der Stadt, dem Judenviertel, und genossen dort gegen eine jährliche Abgabe an den König, unter dessen Schutz sie lebten und dessen Knechte sie hießen, eine gewisse Selbständigkeit, hatten ihre eigene Gerichtsbarkeit, die ihr Gemeindevorsteher, der Judenbischof ausübte, und waren frei vom Kriegsdienst. Ruchlose Menschen benutzten die ängstliche Stimmung im Lande, um über die Juden herzufallen und die Schuldbücher zu vernichten. Da die jüdischen Wucherer sehr viele Schuldner hatten, so schwoll die Rotte der Räuber immer mehr an und fand bei Rot und Bürgerschaft stillschweigende Zn-
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit]]
Extrahierte Personennamen: Karl_Iv Karl Karl_Iv Karl Karl Karl Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Prag Europa Italien Deutschland Judenviertel
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Wieder zusammen und erhält so die herrlichen „Mosaikarbeiten", die durch
ihren verschiedenartigen Glanz das Auge des Beschauers erfreuen.
Neuerdings wird auch das Einstechen von erhabenen oder vertieften
Figuren in die Muschel als eine Kuustarbeit betrieben. Die Bildnisse der
Kaiser Wilhelm I. und Ii., des Königs Albert, der Königin Karola, Bis-
marcks, Moltkes u. s. w. werden erhaben auf Muschelschalen ausgestochen
und dann als Medaillons. Geldtäschchen und dergleichen teuer verkauft.
Ebenso werden die Muscheln wohl auch mit Bildnissen sein bemalt und zu
zierlichen Schmucksachen verarbeitet.
Weithin versendet man die geschmackvollen Arbeiten der Adorfer
Muschelindustrie. Besouders werden dieselben auch durch die zahlreichen
Badegäste im benachbarten Bad Elster in alle deutsche Staaten, wie ins
ferne Ausland bis nach Rußland, England und Amerika verbreitet.
7. Oin Hang durch Wtauen.
Lieber Onkel, liebe Tante!
Schon sind mehrere Wochen vergangen, seit wir Leipzig verlassen haben
und nach Plauen übergesiedelt sind, und doch komme ich erst heute dazu, meiuem
Versprechen gemäß Euch zu schreiben, wie es uns hier gefällt. Nach den
Beschreibungen unserer Bekannten hatte ich mir ein ganz anderes Bild vom
Vogtlande gemacht, als ich es in Wirklichkeit fand. War mir doch fast
bange geworden, als es immer wieder hieß: „Ach, wenn ihr nur nicht ge-
rade nach dem rauhen und unwirtlichen, armseligen Vogtlande ziehen
müßtet!" Aber je uüher wir unserer neuen Heimat kamen, desto mehr
überzeugte ich mich, daß meine Befürchtungen unbegründet seien. Ich hatte
erwartet, durch öde, unfruchtbare Gegenden zu kommen, aber freundliche,
lachende Fluren dehnten sich zu beiden Seiten der Bahn aus, und fchöne
bewaldete Höhen und liebliche Thäler boten dem Auge immer neue Bilder.
Wie erstaunte ich aber, als wir auf gewaltigen Brücken die tiefeingeschnittenen
Thäler der Göltzsch bei Mylau und der Elster bei dem Dörflein Jocketa
überschritten.
Die Natur war uoch uicht so weit vorgeschritten wie in Leipzig; denn
die Luft weht hier viel frischer, ist dafür aber auch reiner und gesünder.
An das Bergsteigen muß man sich freilich in Plauen erst gewöhnen; denn
hier geht es bald bergauf, bald bergab. Aber die Straßen sind breit und
luftig, und in die meisten schaut ein Stück der freien Umgebung herein:
hier der Bärenstein, dort der Kemler, hier ein Wald, dort ein hochgelegenes
Dorf. Laßt Euch im Geiste einmal durch die Stadt führen! Wer von Leipzig nach
Plauen kommt, steigt am oberen Bahnhofe aus und geht die Bahnhofstraße
entlang nach der inneren Stadt. Wenn Plauen auch nur eine Mittelstadt mit
65 000 Einwohnern ist, so glaubt man doch in eine Großstadt zu kommen.
Eine große Zahl prächtiger, hoher Gebäude, unter denen die Königliche In-
dustriefchule besonders hervortritt, schmücken die Bahnhofstraße. Etwas weiter
nach der Stadt zu befindet sich der Albertplatz mit dem Erzstandbilde des
Fürsten Bismarck und dem Kriegerdenkmal, welches die Namen der Söhne
.Planens nennt, die in den Jahren 1870/71 in Frankreich den Heldentod
fürs Vaterland starben. Gehen wir weiter, so kommen wir bald" an das
schöne, große, von zwei mächtigen ehernen Adlern gekrönte Reichspostgebäude.
2*
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm_I. Wilhelm_I. Karola
Extrahierte Ortsnamen: Bad_Elster England Amerika Plauen Dörflein_Jocketa Leipzig Bärenstein Leipzig Frankreich
— 20 —
Zwischen dem 2. und 3. Geschosse desselben zieht sich ein breites Band von
Bildern um die Straßenseiten des Gebäudes herum und veranschaulicht die
mannigfaltigen Geschäfte, die die Post zu bewältigen hat. Der Post gegen-
über steht das Denkmal des Vogtländischen Dichters Julius Mosen, dessen
„Andreas Hofer" wir so oft und gern mit einander gesungen haben. Vom
Postplatze aus führen nns wenige Schritte an das neue Stadttheater, das
1897 erbaut und am 1. Oktober 1898 eingeweiht wurde. Eine Brücke über
das tief eingeschnittene Syrathal führt uns nun an die Restanration „Zum
Tunnel." Wir kehren auf einige Minuten dort ein und setzen uns an ein
Fenster des Glassalons. Da bietet sich uns ein herrliches Bild. Die Bahn-
Hofstraße herein und hinaus wogt und wimmelt es, namentlich zur Mittags-
und Abendzeit, wenn die Geschäfte und die Schulen geschlossen werden, von
Menschen, zwischen denen sich zahlreiche Fuhrwerke aller Art bewegen. Gerade
vor uns erhebt sich jenseits des sich hier erweiternden und mit Gärten und
Anlagen ausgefüllten Syrathales auf dem steilen Hradschinberge das Schloß
mit den Wohnungen der höheren Gerichtsbeamten. Hinter ihm sind
die Gebände des alten Schlosses, in denen sich das Landgericht und das
Amtsgericht befinden. An die Tunnel-Restanration stößt der altertümliche
Nonnenturm, und diesem gegenüber dehnt sich der Lntherplatz mit der
Lutherkirche ans. Bis znm Jahre 1866 diente der Platz als Gottesacker.
Im Jahre 1883 aber erhielt er zur 400 iährigeu Jubelfeier der Geburt
unseres großen Reformators Luther dessen Namen. Am 10. November ge-
nannten Jahres zogen sämtliche Schulklassen von Planen nach diesem Platze
und jede pflanzte einen Banm. Solche Pflanzungen wurden iu den nächsten
Jahren fortgesetzt und es entstand ein stattlicher Hain von Linden, Eichen
und Buchen inmitten der Stadt, der das Andenken an nnsern Luther lebendig
erhalten wird.
Nicht weit vom Tunnel ist der als Obst- und Gemüsemarkt dienende
Klostermarkt mit vielen stattlichen Verkausslädeu. Er hat seinen Namen
von dem im Jahre 1525 zerstörten Dominikanerkloster. Vom Klostermarkte
gelangen wir an den Altmarkt, an dem besonders das alte Rathaus mit
seineni hohen geschweiften Giebel, den es dem Markte znkehrt, auffällt.
Zwei Uhren an diesem melden uns die Zeit. Die obere ist sehr kunstvoll.
Zu beiden Seiten ihres Zifferblattes stehen Männer, die beim Stundeuschlag
die Hände bewegen und den Mund öffnen. Uber dem Zifferblatte befinden
sich zwei Löwen, die mit ihren Tatzen die Viertel und die Stunden schlagen,
und unter- ihm zeigt eine große, halb blau, halb goldgelb gefärbte Kugel
den Mondwechsel an.
Wenige Schritte führen uns vom Altmarkte auf den Kirchplatz und au
die Johanniskirche mit ihren zwei großen, viereckigen Türmen. Über den
zwei Hanptthoren der Kirche find schöne, in Stein gehauene Bilder angebracht.
Das eine zeigt Christus, Moses und Elias' das andere stellt nnsern Heiland
als Arzt und Helfer der Kranken dar. Das Innere der Kirche ist hell und
freundlich. Das schöne, große Altarbild ist von Matthäi und stellt die Ein-
setzung des heiligen Abendmahles dar. Die wertvolle Orgel ist von den
württembergischen Orgelbauern Gebrüder Walker gebaut.
Vom 'Kirchplatze geht man den steilen „Schulberg" hinab in die Neu-
stadt und von dieser über die nach der Brückenthorvorstadt führende große
Elsterbrücke. Letztere ist sehr alt und soll aus dem 12. Jahrhundert stammen.
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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— 22 —
das schöne neue Schullehrerseminar. Unter Streits Berg ist im Syratyale
eine lange Reihe stattlicher viergeschossiger Wohnhäuser entstanden. Ein Bau-
verein hat sie errichtet, um der in Plauen herrschenden Wohnungsnot abzu-
Helsen. Die Anlage wird noch erweitert werden; sie bietet aber schon jetzt
fast 200 Familien Herberge.
Wir gehen an dem Dobenanhüge au dem früher ein Berggebäude
gestanden haben soll, vorüber und unter der langen und hohen Syrathal-
brücke für die Eisenbahn Planen-Eger hinweg. Rechts und links laden Fuß-
Wege zu mühelosem Spaziergange in dem engen und auf beiden Seiten Wald-
begrenzten Thale ein. Wir aber steigen rechts im schattigen Nadelwalde
aufwärts bis zur Teunerahöhe. Von ihr ans hat man eine weite Fern-
ficht bis nach Schöneck und den westlichen Höhen des Erzgebirges im Osten
und den Vorbergen des Fichtelgebirges im Westen. Ebenso kann man hier
einen Teil von Plauen überschauen und sich an den freundlichen Bildern,
welche die nächste Umgebung bietet, erfreuen.
Ein kaum viertelstündiger Gang führt uns durch deu Wald und dauu
auf schönen Promenadenwegen dnrch die Tenneraanlagen nach km Kaiser-
Wilhelm-Hain. Ihn ziert ein einfaches und doch schönes Denkmal: Ein
großer, mit einem ehernen Adler gekrönter Felsblock steht hoch aufgerichtet
da und zeigt an seiner Vorderseite das halberhabene Erzbrnstbild des un-
vergeßlichen Kaisers Wilhelm I. — Ein schattiger Waldweg führt uns an
einem großen Spielplatze für Kinder und Erwachsene vorüber und dnrch den
Kuntzepark nach dem Kuntzeplatze. Park und Platz tragen ihren Namen zu
Ehreu des um die Stadt Plauen hochverdienten Oberbürgermeister Knntze,
dem auch viele Anpflanzungen, Anlagen und Haine ihre Entstehung ver-
danken. Die Stadtvertretung und mehrere die Verschönerung der Umgebung
von Plauen erstrebende Vereine errichteten ihm im Jahre 1890 zu seinem
25 jährigen Amtsjnbiläum auf dem Kuutzeplatze einen einfachen Denkstein.
Auch ein dritter Platz, die Knntzehöhe bei Neundorf, erhielt in demselben
Jahre ihm zu Ehren seinen Namen. — Vom Knntzeplatz aus gehen wir
an dem gegenüberliegenden Bismarck- und dem Hermannhain vorüber nach
dem Bärenstein am oberen Bahnhofe. Der Gemeinnützige Verein hat diese
früher kahle und unfruchtbare Höhe in einen mit Gebüsch, mit Laub- und
Nadelbäumen bewachsenen freundlichen Hügel umgewandelt. Auch er bietet
eine schöne Aussicht auf die Stadt und über das Vogtland und wird des-
halb geru besucht. Um den Bärenstein ist in den letzten Jahren ein
Kranz schöner und herrlich gelegener Villen entstanden. Wir gehen an
ihnen vorüber, um deu Bahnhof herum und die Pausaer Straße hiuaus bis
zu einem großen Wasserbassin in den Löwensteinanlagen. Dieses Hochbassin
erhält sein Wasser in 2 verschiedenen Leitungen aus der Umgebung des
11/2 Stunden von Plauen entfernten Dorfes Syran. Ein 2. Wasserbassin
sammelt das Wasser der zwischen Meßbach, Unterlosa und Reinsdorf sich
findenden Quellen. Ein 3. Hochbassin bei Reusa erhält fein Wasser aus
deu Fluren des 2 Stuuden von Plauen entfernten Dorfes Bergen. Drei
große, mit vielen Kosten erbaute Wasserleitungen versorgen also die ganze
Stadt mit gutem reinen und gesuuden Trinkwasser. Fast 6 deutsche Meilen
beträgt zusammen die Länge aller Röhren, die dieses unentbehrliche Lebens-
element in Plauen durch alle Straßen und in die meisten Häuser der Stadt
führen.
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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— 29 —
Du kannst dir wohl denken, daß ein solch' gewaltiger Bau nicht in ein
paar Wochen oder Monaten aufgerichtet werden konnte. Nein, sechs ganzer
Jahre, von 1846 bis 1851, bedurfte es, ehe er fertig wurde. Da hättest
du einmal an meinen Ufern gewesen sein sollen! Den fleißigen Bienen
gleich waren 1500 Arbeiter beschäftigt, den Riesenbau aufzuführen. Außer
viel tausend mächtigen Quadersteinen mußteu sie aber auch fast 20 Millionen
Ziegel dabei verbauen. Nun wirst du es wohl auch glauben, wenn ich dir
sage, daß die Baukosten über 6^ Millionen Mark betrugen.
Einst und jetzt, altes und neues, wie eng ist das hier beisammen?
Einst erbaute man die Burg zu Mylau, um das Thal wie mit einem festen
Riegel gegen Fremde zu verschließen; jetzt errichtet man Brücken und schlägt
Bogen, um zu verbinden, was vordem getrennt war.
Hinter der Göltzschthalbrücke verengt sich mein Thal wieder. In viel-
fachen Windungen schlängele ich mich dnrch saftige Wiesen dahin; bewaldete
Berg treten links und rechts so eng an mich heran, daß auch nicht das
kleinste Dörflern einen Platz an meinen Ufern finden konnte. Einer dieser
Berge am Ende des Thales heißt Hohenstein. Zu ihm steigen gern die
Wanderer hinauf, um hier eine herrliche Aussicht auf die gewerbfleißige
Stadt Greiz mit ihrem hohen, stattlichen Schlosse zu genießen.
Tief unten am Hohenstein aber nimmt mich die Weiße Elster in
ihren Schoß auf.
11. Aas Mytauer Kaiserschtoß.
Wir wolleu dem Mylauer Kaiserschlosse einen Besuch abstatten. Es
hat den Namen Kaiserschloß von einem seiner früheren Besitzer, dem
Kaiser Karl Iv. Schon von weitem sehen wir es. Wenn wir von den
umliegenden Höhen kommen, erblicken wir es tief im Thale. Je mehr wir
aber dem Schlöffe uns nähern, desto höher scheint es zu steigen. Es liegt
inmitten der Stadt auf einem Hügel, der nach drei Seiten hin steil abfällt,
nach der vierten jedoch allmählich sich abdacht. Hier steigen wir auf einer
bequemen Fahrstraße hinan und stehen nun vor dem jetzigen Hauptein-
gange. Zur Linken und zur Rechten sehen wir Reste des ehemaligen tiefen
Wallgrabens. Das weite Thor zeigte bis vor kurzem Spuren der früheren
Zugbrückeneinrichtung.
Wir gelangen in den großen westlichen Bnrghof. Dieser wird zur
Rechten (W) von zwei hohen, viereckigen Türmen begrenzt. Sie sind dnrch
einen Mittelbau verbunden, in dem der ehemalige Haupteingang sich
befindet. Über diesem ist das sehr verwitterte und verstümmelte Bild eines
Löwen in erhabener Sandsteinarbeit angebracht. Es ist der Löwe des böh-
mischen Wappens, der uns die frühere Zugehörigkeit des Mylauer Schlosses
zum Königreiche Böhmen zeigt. Vor uns (8) wird der Schloßhof begrenzt
von hohen neueren Gebäuden, hinter uns von einer gewaltigen Mauer, die
so dick ist, daß mau auf ihr bequem gehen kann, und zur Liukeu (0) von
einer ebenso dicken Mauer, auf der ein Verbindungsgang hinführt.
Durch eine hohe Spitzbogenpforte in dieser letzten Mauer treten wir
in den kleinen östlichen Burghof ein, der „Kaiserhof" genannt wird.
Die ihn umgebenden Gebäude bilden den älteren Teil des Schlosses.
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n
>1
— 32 —
dem Mittelalter und das einzige noch erhaltene Schloß im Vogtlande, das fast alle
Merkmale einer Ritterbnrg aufweist. Wir nehmen Abschied von dem fast 700
Jahre alten Kaiserschlosse. Möge ihm noch ein recht hohes Alter beschieden sein!
12. Keichenöach im Wogttande.
Wenn du den Fahrplan der sächsischen Eisenbahnen zur Hand nimmst,
so begegnest dn öfter der Stadt Reichenbach i. V.; denn sie ist ein wichtiger
Anhaltepnnkt der Sächsisch-Bayrischen Eisenbahn und zugleich der Aus-
gangspnnkt mehrerer Eisenbahnlinien: Reichenbach— Dresden—görlitz,
Reichenbach—plauen—eger und Reichenbach—mylau. Daher kommt es
auch, daß sie den größten Bahnhof des Vogtlandes, ja einen der bedeutendsten
in ganz Sachsen hat. Willst du einen Spaziergang durch die Stadt unter-
nehmen, so will ich dein Führer sein.
Wir erkenuen sofort, daß Reicheubach eine Fabrikstadt ist. Wohin
wir schauen, erblicken wir hohe, rauchende Schlote; weit über ein Schock
giebt es in der Stadt. — Vom Bahnhofe aus können wir den Schlacht-
Viehhof sehen, den einzigen des Bogtlaudes. Er besteht aus einer ganzen
Zahl von Gebäuden. Geräumige Schweine-, Rinder- und Schafställe, große
Schlachthäuser und auch ein Wirtshans finden wir dort. Das Ganze
macht den Eindruck einer kleinen Stadt. An manchen Tagen werden hier
neben vielen anderen Schlachttieren allein über 100 Schweine geschlachtet.
Diese werden zum größten Teile in andere Orte versendet, die ein ähn-
liches wohleingerichtetes Schlachthaus nicht besitzen.
Nehmen wir unfern Weg die Bahnhofstraße entlang, so zeigt sich vor
uns das neue Amtsgericht und in einer Seitenstraße die Realschule.
Einer der schönsten Plätze Reichenbachs ist der Solbrigsplatz mit dem Bis-
marckdenkmal, Ein Reichenbacher, mit Namen S olb rig , zog einst als armer
Wanderer von Reichenbach fort und gelangte nach und uach durch Fleiß und Gottes
Segen zu solchem Reichtums, daß er als Millionär starb. Er vermachte der Stadt
Reichenbach 66 000 Mark zu milden Zwecken. Um solche Heimatliebe und
solche Opferwilligkeit zu ehren und das Andenken an diesen Wohlthäter auch
über das Grab hinaus lebendig zu erhalten, benannte seine dankbare Vater-
stadt diesen Platz und eine angrenzende Straße nach seinem Namen.
An der Bahnhosstraße steht eine der bedeutendsten Eisengießereien
des ganzen Vogtlandes. Sie fertigt anßer Maschinen für die Landwirtschaft
namentlich auch eiserne Öfen. Sehr viele Öfen, namentlich in vogtländischeu
Bauernhäusern, tragen den Namen jener Reichenbacher Eisengießerei.
Wir gehen weiter und erblicken links in einem Seitenzweige der Bahn-
Hofstraße das schöne Kriegerdenkmal, das eine in Erz gegossene Sieges-
göttin auf Marmorsockel darstellt. — Dahinter steht die erste Bürgerschule.
Die Bahnhofstraße mündet, wie anch vier andere Straßen, in den
Königsplatz. An diesem steht die St. Trinitatiskirche mit dem sie
umgebenden alten Gottesacker.
.Nicht weit davon liegt der große Marktplatz mit dem Rathaus, dem
ehemaligen Amtsgericht und dem schönen Kaiser-Wilhelm-Denkmal.
— Nach wenigen Schritten bergab treffen wir auf das „Museum" Zu der
Zeit, als die Gerichtsbarkeit uoch in den Händen der Familie v. Metzfch
auf dem nahen Rittergute Friesen war, befand sich hier das Gerichtsamt.
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
— 36 •—
enthält Eisen und Salz; es wird znm Trinken und Baden benutzt und leistet
vor allen Bleichsüchtigen, Blutarmen und Nervenleidenden die besten Dienste.
Schon vor 600 Jahren sollen die Quellen zu Elster bekannt gewesen
sein. Reiche Kaufleute aus der berühmten, einst mächtigen Stadt Venedig
sollen damals zu ihuen gekommen sein. Doch werden dieselben wohl nur
nach den herrlichen Elsterperlen gesucht haben, die zu jeuer Zeit uoch iu
großer Meuge in dem Elsterflusse gefunden wurden. Gewiß wissen wir aber,
daß im Jahre 1669 ein Arzt aus Plauen (Namens Leißner) eine leidende
Frau mit Hilfe dieses Qnellwassers gesund machte und in einem Büchlein
die Quellen rühmte. Wohl wurden sie nun öfter aufgesucht, doch geschah
das immer nur von einzelnen Leidenden. Im Jahre 1848 wurden sie unter
König Friedrich August Ii. vou Sachsen Staatseigentum. Die Quellen
wurden uuu besser gefaßt; an Stelle des alten hölzernen Badehanses führte
man ein steinernes Gebäude auf, legte Spazierwege an und rief geschickte
Ärzte herbei. Der Ort wurde immer bekannter und hob sich zusehends.
Schon nach zehn Jahren besuchten ihn über elfhundert Badegäste; aus dem
armen Weberdorfe Elster mit seinen unscheinbaren Häuschen wurde eiu weit-
bekaunter Badeort mit schönen stattlichen Wohnhäusern. Heute gilt Bad
Elster wegen seiner vortrefflichen Quellen und seiner schönen Umgebung für
eins der besten und lieblichsten Bäder in Deutschland.
Der Glanzpunkt des Ortes ist der herrliche K urplatz. An ihm steht
das schöne, trefflich eingerichtete Badehans. Eine Wandelbahn mit freund-
licher Umgebung, geschmackvolle Trinkhallen und reichansgeftattete Berkaufs-
hallen umgeben deu Platz. Hier herrscht fast immer ein reges Leben. Täg-
lich durchschallt am frühen Morgen liebliche Musik das Thal. Eiu feierlicher
Choral eröffnet das Morgenkonzert. Die Kurgäste sind erschienen und lassen
sich ans den Quellen von den sauberen, schmuck gekleideten Brunnenmädchen
den heilspendenden Trank reichen, den man mit Glasröhren aus schönen
Bechern trinkt. Darnach durchwandelt mau bei den Klängen der Musik die
weitausgedehuten, schönen Parkanlagen mit ihren prächtigen Wiesen, Herr-
lichen Baumgruppen, bunten Teppichbeeten und dem vielbewuuderten Meister-
werke unseres sächsischen Bildhauers Hultsch, das die Göttin der Gesund-
heit darstellt.
So, wie- am Morgen, ermuntert anch am Nachmittage fröhliche Musik
die Gemüter der Kurgäste; nnr in der Mittagsstunde ist es still. Da sitzt
man gern in gemütlicher Unterhaltung vor den schmucken Wohnhäusern, von
denen eiu jedes mit einem Garten gleich einem Kranze umzogen ist und
seinen besonderen Namen trägt, wie Edelweiß, Vergißmeinnicht, Daheim,
Paradies u. a.
Wie in den meisten Badeorteu hilft auch iu Bad Elster die schöue
Lage des Ortes die Kranken mit heilen. Die Luft, die das Thal durch-
weht, ist zwar frischer als iu den benachbarten böhmischen Bädern, aber
milder als sonst im Vogtlande. Gegen die starken Winde bilden die im
Osten und Norden aufsteigenden Höhenzüge eine gute Schutzmauer, während
die warmen Südwinde leicht hereinströmen können.
Eine unschätzbare Zierde des Ortes, ein wahrer Segen für die Bade-
gäste, ist der Brunnenberg. Er erhebt sich wohl 100 m über den Kur-
platz. Die schattigen Wege, die zu ihm und über ihn führen, sein duftender
Nadelwald, feine schönen Aussichtspunkte bleiben jedem Besucher uuver-
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich August
Extrahierte Ortsnamen: Venedig Plauen Sachsen Deutschland
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fallen kann. Das Grün der Wiesen und Felder zur Sommerszeit gewährt
dem Auge einen wohlthueudeu Eindruck, und die gefiederten Sänger ergötzen
vom frühen Morgen bis zum sinkenden Abende das Ohr durch ihre munteren
Lieder. Auch sind die Orte wohl geschützt vor rauhen Winden. Was aber
beide Bäder vor vielen anderen voraus haben, ist ihr Reichtum an eisen-
haltiger Moorerde. Diese ist in fast unerschöpflicher Menge vorhaudeu und
gilt als die beste im Vogtlande; sie wurde in früheren Zeiten selbst bis nach
deni berühmten Karlsbad versendet. Man mischt die Erde mit dem Badewasser
und erhöht dadurch die Heilkraft der Quellen, die für Nervenleidende und
Gichtgelähmte besonders wohlthätig ist. Oft erfolgt die Heilung zusehends
schnell. Meiu Freund erzählte mir von einem seiner Bekannten, der dort
Heilung suchte. Dieser Manu war gelähmt von der schlimmen Gicht. Wie
ein hilfloses Kind mußte er sich von Ort zu Ort heben, tragen oder fahren
lassen. Nach 14 Tagen schon zeigte sich an ihm die Kraft des Bades.
Mit Hilfe eines Stockes war es ihm möglich, langsam umherzugehen. Nach
drei Wochen aber war er vollständig geheilt. — Und wer mehr solche Bei-
spiele kennen lernen will, der blicke nur einmal in die Badelisten, in die
alle Bädegäste ihre Namen eintragen. Da ist den Geheilten gar oft das
Herz vor Dankbarkeit aufgegangen. Ihre Segenswünsche für das Gedeihen
der Bäder zeugen davon.
2. Im Osten unserer vogtländischen Heimat, nicht weit von der Stadt
Auerbach, treffen wir das hochgelegene Bad
Reiboldsg rü n.
Das ist ein herrliches Fleckchen Erde! Von dem Kurhause aus schweift
der Blick über den dunkeln Wald hinweg nach dem mächtigen Auersberge
und seinen stattlichen Nachbarn. Zahlreiche Spazierwege durchkreuzen den
duftigen Wald und bieten liebliche Ausschau in die Ferne. Von der „Gol-
denen Höhe" aus gewährt der weithin sichtbare „Karlsturm" einen treff-
lichen Blick auf das westliche Erzgebirge und das Vogtland bis zu den
fernen Bergen am User der Saale. Die Leidenden, die an diesen Ort
kommen, suchen in seiner reinen, gesunden Lnft Heilung für ihre kranke Lunge.
In der Nähe des Bades finden wir eine Volksheilstütte für Lungenkranke.
Sie wnrde 1897 von dem Verein für Volksheilstätten eröffnet und führt
nnserm König Albert zu Ehren den Namen Albertsberg.
3. Im Süden des Vogtlandes endlich liegt im Thale der jungen Elster
das größte und schönste Bad Sachsens:
Bad Elster.
Weit über die Grenzen unseres Vaterlandes hinaus ist es bekannt und wird
jährlich von mehr denn 6000 Badegästen besucht. Österreicher und Schweizer,
Russen und Engländer, ja selbst Amerikaner weilen jedes Jahr neben An--
gehörigen aller deutschen Staaten in Bad Elster. Es ist aber auch dieses
reichen Besuches wert; denn es ist eine wahre Perle unter den Bädern.
Aus elf Quellen strömt der leidenden Menschheit das gottgesegnete
Heilwasser entgegen. Alle Quellen sind sauber iu Stein gefaßt, und die
meisten sind nnt schönen Hallen Überbant. Die Königs-, Marien-, Albert-,
Moritz- und Salzquelle sind die vorzüglichsten unter ihnen; sie können an
Heilkraft mit den Quellen des nahen Franzensbad wetteifern. Das Wasser
3*
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
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die „Wacht am Rhein". Eine zweite Ansprache schloß die unvergeßliche
Feier, aber noch lange erhellte des Flammenstoßes Geleucht draußen ans
den umliegenden Höhen die Nacht.
25. Von den älteren Hzan- und Knnstdenkmätern
des Vogttandes *).
1. Unsere Heimat ist nicht reich an älteren Bau- und Kunstdenk-
malern; denn das Vogtland war in früheren Zeiten ein armes Land. Die
Bewohner seiner Städte sind nie zu solchem Reichtum gelangt, wie etwa
die Bürger Leipzigs, Nürnbergs oder Angsbnrgs Darum finden wir ans
vergangenen Tageu auch unr vereinzelt Wohnhäuser, die man ihrer Schön-
heit wegen bewundern könnte. Das Vogtland hat aber anch keine glänzenden
Fürstensitze aufzuweisen. Die Vögte, die das Land regierten, waren wenig
kunstliebend, und nicht selten fehlte es ihnen auch au Geld. Hatte man
aber doch in Friedenszeiten etwas geschassen, so wnrde das Geschaffene durch
schlimme Kriege und große Brände gar oft wieder vernichtet. Trotzdem
ist doch noch nianches vorhanden, was man seines Alters und seiner Kunst
wegen mit Ehrfurcht betrachten muß.
2. Zu den ältesten Denkmälern gehören die St ein kreuze, deren
man gegen vierzig zählt. An einigen von ihnen sieht man noch einge-
hanene Figuren, wie eine Axt, eine Armbrust, eine Lauze, ein Schwert,
einen Bischofstab. Die ältesten Kreuze stammen wohl ans dem 12. Jahr-
hunderte und mögen die Grenze angedeutet haben, bis zu welcher das Gebiet
der Kirche zu Plauen ging. Andere Krenze erinnern an begangene Mord-
thaten und mußten von dem Übelthäter nach dem Urteile des Gerichtes zur
Sühne gesetzt werden. Noch andere erinnern vielleicht an Kriegszeiten.
3. Als Baudenkmäler ans längst vergangenen Tagen stellen sich uns
dar Burg eu und Schlösser. Einige derselben stehen nur noch als Ruinen
vor uns, wie die mächtige Lobdabnrg zu Elsterberg und die zu Liebau;
andere aber fiud uoch erhalten oder sind aus deu Trümmern der alten wieder-
erstanden. Mehrere dieser Schlösser sind dadurch merkwürdig, daß sie aus
sogenannten Wasserburgen entstanden siud und zum Teil die Wasser-
befestig'.lugeu uoch zeigen, wie Geilsdorf, Reuth, Rödersdorf. In manchen
Schlössern finden sich einzelne sehenswerte Teile und Kunstgegenstände:
schöne Säle, alte Gemälde, kunstvoll gearbeitete Thüren, Öfen, Kamine n. n.
Die beiden bedeutendsten Burgen des Vogtlandes siud Vogtsberg und
Mylau, die mit ihren Türmen und Mauern gar trotzig in die Landschaft
Hinausschanen. In dem Schlosse zu Vogtsberg ist jetzt eine Gesängen-
anstatt untergebracht. Das alte Kaiserschloß zu Mylau ist vou Heimat-
liebenden Bürgeru Mylaus wieder in Stand gesetzt worden.
4. Schöne Bauten hat bürgerlicher Gemeinsinn geschaffen in den
R a t h ä n s e r n zu Plauen und Ölsnitz. Das Rathans zu Ölsnitz, das seines-
gleichen nur am Leipziger gehabt haben soll, fiel leider dem dreißig-
-
*) Der Aufsatz vermeidet absichtlich viele Namen. Er will nur Anregung und
Fingerzeige geben, die Bau- und Kunstdenkmäler im Heimatsorte und seiner Umgebung
aufzusuchen und zu betrachten.
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
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26. Die Entwicklung der vogttändischen Hrte seit der Mitte des
19. Jahrhunderts. *)
Auch in früheren Jahrhunderten gab es im Vogtlande Zeiträume, iu
denen Handel und Wandel blühten. Unvergessen sind die Zeiten der Re-
gierung „Vater Augusts" und die erste Hälfte des vorigen Jahrhunderts.
Leider wurde aber der Wohlstand dieser Zeiten durch böse Kriege, ver-
heerende Bräude, schlimme Seuchen wieder zerstört. Große Wohlhabenheit
herrschte in vielen Vogtländischen Städten vor Ausbruch des dreißigjährigen
Krieges. Aber dieser Krieg vernichtete auf lange Zeit die Früchte des Fleißes,
ganze Strecken wurden wüste; gauze Flecken und Dörser verschwandeu.
Kaum hatte sich das Laud vou diesen Verheerungen wieder erholt, kaum
regte sich überall ein fröhliches Leben, so kamen die Zeiten des siebenjährigen
Krieges und der Napoleonischen Gewaltherrschaft, die das Gewonnene zum
Teil wieder zerstörten. Mit dem Jahre 1815 begann eine lange Friedenszeit.
Der Krieg im Jahre 1866 dauerte nur wenige Wochen, und im Kriege
von 1870 und 71 gelang es, den Feind in seinem eigenen Lande zu be-
kämpfen. Durch diesen letzten siegreichen Krieg erhielten wir ein einiges
deutsches Reich, und das kam allen deutschen Ländern zu gute. Konute man
schon vor dem Kriege sehen, wie der Friede ein Land ernährt, so war das
noch deutlicher nach ihm zu bemerken. Ein Gang durch die vogtländischen
Orte zeigt uns, wie sie sich im Lanse der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts
gehoben haben.
Gehen wir jetzt durch die Orte, so finden wir fast in allen eine
Schule mit wohl eingerichteten Zimmern. Was für Schulzimmer habeu
dagegen noch unsere Großeltern gehabt! Die Schulstube war in manchen
Dörfern die Werkstatt und Wohnstube eines Schuhmachers, eines Schneiders
oder eines anderen Handwerkers, der neben seinem Berufe Unterricht erteilte.
Nicht selten betrieb er sein Handwerk, während die Kinder schrieben und
auswendig lernten. Dem Schulzimmer statteten außer Schülern und Schülerinnen
wohl auch Hühner und Gänse ihren Besuch ab. Außerdem fand der Unterricht
nur im Winter statt, während im Sommer die Kinder in der Landwirtschaft
helfen mußten oder sich beschäftigungslos umhertrieben. Brauchte man
sich da zu wundern, daß es viele gab, die nicht ordentlich lesen, schreiben
und rechnen lernten und später statt ihres Namens nur drei Kreuze schrieben?
— Wie ist jetzt für die Schuljugend gesorgt! Was für prächtige Gebäude
fiud die Schulhäuser! Dort oben schaut eins gleich einem Schlößlein
freundlich ins Thal hinunter; da unten aber steht ein anderes, umgeben
von einem schattigen Garten. Wahre Paläste von Schulen finden wir
in den Städten; manche Orte haben sogar mehrere aufzuweisen. Mußten
die Kiuder früher oft sehr weit in die Schule gehen und des schlechten
Weges halber nicht selten zu Hause bleiben, so sind heute selbst iu den entlegensten
Orten Schulhäuser gegründet worden, obgleich die Schülerzahl oft eine ganz
geringe ist. So ist in Mühlleithen für nicht mehr als 40, in Kottenheide
aber gar nur für 10 Schulkinder ein Schulhaus vorhaudeu.
*) Dieser Aufsatz soll einige Punkte berühren, die sonst im Buche keine Berück-
sichtigung finden konnten. Derselbe ist mehr allgemein gehalten, wird sich aber im
Unterrichte leicht auf die einzelnen Orte anwenden lassen.
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TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
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